Sonntag, 26. Februar 2017

Indian fast forward

Jetzt sitzen wir also wieder im Flieger, Kathrin auf dem Weg nach Hause, Elsen und ich auf der letzten Etappe nach Sydney. Und je schlimmer man sich langweilt, desto weniger Lust hat man zu bloggen, und ihr dürft mir glauben, dass ich mich gerade sehr zusammen reiße!
Da war Indien dann also ganz plötzlich vorbei. Seit Amritsar sind wir wie die Irren durch die Gegend gefahren und haben so viele Eindrücke auf uns runterprasseln lassen, dass auch die Woche Goa nicht ausgereicht hat, das Ganze zu sortieren. Deswegen geht hier jetzt also alles ein bisschen durcheinander, auf jeden Fall sind wir erstmal mit dem Nachtzug nach Delhi zurück gefahren, wo wir schon von Jaipal, unserem Fahrer erwartet wurden. Und zwar viele Stunden lang, denn der Zug hatte mordsmäßig Verspätung, so dass wir dann auch nicht mehr, wie geplant, Jaipals Familie, die uns eingeladen hatte besuchen konnten, sondern mit Vollgas nach Agra durchgefahren sind. Denn Indien ohne Taj Mahal geht ja nicht, aber da schon Donnerstag Nachmittag war, und das Taj freitags geschlossen hat, ist das Ganze in eine ziemliche Hauruck-Aktion ausgeartet…

Hat dann aber doch noch geklappt...


...und außerdem konnten wir es auch vom Hotel aus sehen.

Orientiert haben wir uns in unserem Viertel allerdings immer an einem anderen großen Gebäude, welches direkt hinter unserem Hotel lag und von dem wir überrascht waren, dass es so etwas überhaupt noch gibt: einer Lepraklinik.
Am nächsten Morgen sind wir dann tapfer weiter nach Jaipur gefahren, von dort aus nach Puschkar und dann weiter nach Udaipur...

Auf dem Weg nach Jaipur haben wir noch in Fatehpur Sikri angehalten...

...einer seit langer Zeit verlassenen ehemaligen Mogul-Hauptstadt...


...in der bis heute Kricket gespielt wird.


Im Amber Fort bei Jaipur....

...wird, wie bei meinem letzten Besuch vielerorts restauriert.

Man kann auch, bei einer etwas unbekümmerten Einstellung zum Tierschutz, auf angemalten Elefanten dort einreiten.
Den Palast der Winde konnte man nur von außen besichtigen, weil dahinter an der Metro gebaut wird. War uns ganz recht, schließlich ist er ja ohnehin nicht viel mehr als eine Fassade, hinter der sich seinerzeit die Damen des Hauses unauffällig ansehen konnten, was gerade in der Stadt so los war.

Gemüseverkäuferinnen in der heiligen Stadt Pushkar, hier wird überhaupt kein Fleisch gegessen.
Überall Tempel...
...und Ganeshas an jeder Ecke. Und Kathrin hat sie allesamt fotografiert.
Indischer LKW, schön bunt.

Udaipur, schön weiß.

Und dann Goa, sozusagen als Nachtisch mit Kokos und Schirmchen. Und ich kann vorweg nehmen, dass wir unseren Entschluss, hier jetzt einfach mal gar nichts mehr zu machen und all unsere Energie darauf zu konzentrieren, faul am Strand herum zu liegen und soviel Lemon Soda zu trinken, dass er uns ein Loch in die Magenschleimhaut brennen möchte, erschreckend konsequent umgesetzt haben. Das hat auch zur Folge, dass dieser Post hier jetzt ganz schnell zu Ende ist, denn erstens ist nichts passiert und zweitens kann ein Hirn, das sich eine Woche lang untätig im Liegestuhl gesonnt hat irgendwann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Die einzige Abwechslung waren die kapitalen Wasserbüffel, die hin und wieder an den Strand zum Baden geführt wurden, was jedes Mal ein großes Hallo gab. Besonders bei diesem hier, der, sei es aus Aufregung, sei es aus Entspannung, erstmal einen kapitalen Wasserbüffelfladen ins Meer klatschen ließ. Vielleicht wollte er auch einfach nur seine Ruhe, und die hatte er buchstäblich schlagartig. So macht man das!

Die 4 Schwimmer im Hintergrund haben da was nicht mitgekriegt...

Womit wir Indien verlassen...

...und in Australien auf den einen oder anderen Kontrast stoßen werden!

Montag, 13. Februar 2017

Amritsar oder the origin of Monty Pythons Ministry of silly walks

Amritsar also. Mein persönliches Highlight, hier möchte ich schon seit Jahren hin. Und ich würde gerne sagen, dass es wegen des Goldenen Tempels, dem Heiligtum Nummer eins der Sikh so weit oben auf der Reisezielwunschliste stand, denn der ist wirklich wunderschön und sehr beeindruckend. Und soll deswegen auch als Erster bepostet werden. Wir sind also morgens tapfer um halb sechs aufgestanden, denn bei Sonnenaufgang soll der Tempel am schönsten sein. Das würde ich gerne bestätigen, aber leider hat es an dem Tag ein bisschen geregnet. War aber nicht schlimm, denn das Wetter, bei dem der Goldene Tempel nicht schön aussieht, hat noch keiner erfunden.



Das alleine wäre jedoch trotzdem noch kein Grund gewesen, die lange Reise an die pakistanische Grenze anzutreten. Die Aussicht auf das absurdeste Theater, welches Indien zu bieten hat dagegen schon. Man stelle sich vor: zwei auf schönste nachbarschaftliche Weise verfeindete Nuklearmächte treffen sich allabendlich an einem ihrer Grenzübergänge, um zur Gaudi des Publikums auf beiden Seiten, welches das Spektakel auf eigens errichteten Tribünen verfolgt, die Schließung der Grenztore zu zelebrieren. Und zwar im Rahmen einer Darbietung, die gleichermaßen dadurch beeindruckt, dass beide Seiten so gut auf einander abgestimmt sind und die dabei völlig (ja, liebe Inder, sein wir mal ehrlich), aber völlig bescheuert aussieht. Hier ein kleiner Ausschnitt:


Das Publikum wird schon Stunden vorher eingepeitscht, und gegen die dortige Stimmung ist ein WM-Finale ein Kaffeekränzchen. Und irgendwann ist es dann vorbei, die Tore zugeschmettert, die Fahnen eingeholt, die Münder der Touristen wieder zugeklappt und alle fahren nach Hause. Oder, wie in unserem Fall mit dem Nachtzug zurück nach Delhi und von dort mit Taxi und Fahrer wie die Irren weiter durch Nordindien. Und übermorgen fliegen wir reizüberflutet bis über beide Ohren nach Goa, um uns mal ein bisschen zu sortieren. Von dort aus melden wir uns dann mal ein bisschen ausführlicher, aber der Post hier musste vorher noch schnell raus.

Mittwoch, 8. Februar 2017

Indien - die Erste

I told you not to eat in the cheap restaurants!!!“, schnauzte unser Fahrer drauflos, als wir zu dritt mit frisch ausgebrochenem Delhi-Belly, dem hiesigen Euphemismus für Brechdurchfall, auf sein Taxi zugewankt kamen. Und ich hatte gerade noch genug Energie, mich leise darüber zu ärgern, wo hätten wir schließlich sonst essen sollen in Paharganj, Neu Delhis Backpacker und Abzockerviertel schlechthin, in dem wir bis dahin ja auch eine Menge Spaß hatten. Die Aussicht auf die bevorstehende siebenstündige Fahrt nach Rishikesh war jedoch derart unerfreulich, dass man sich an solchen Kleinigkeiten kaum aufhalten konnte. Und um Allen weitere Einzelheiten zu ersparen: das einzige Gute daran war, dass sie irgendwann vorbei war. Aber der Reihe nach.
Zunächst Mal: gebloggt wird hier über eine dreiwöchige Reise durch Nordindien, die wir zu dritt (Kathrin, Elsen und ich) unternehmen, danach reisen Elsen und ich weiter nach Australien und dann...Mal sehen.


India Gate

Das Ganze war schon irgendwie ein bisschen ruckelig losgegangen. Der Flug von Düsseldorf nach Moskau mit Aeroflot noch vollkommen schmerzfrei, danach aber eine Nacht Verspätung, weil in Delhi schlechte Sicht. Darüber mochten uns auch die Essensvoucher der Airline nicht so recht hinweg trösten, erschwerend kam noch hinzu, dass der Flughafen Scheremytewo über keinen Raucherraum verfügt, was man auch als Nichtraucher sehr schade findet, wenn man mit zwei leidenschaftlichen Rauchern unterwegs ist. Irgendwann war dann aber auch die Wartezeit überstanden, ebenso der Flug nach Delhi, ebenso die endlos lange Passkontrolle, ebenso die Warteschlange am Moneyexchange und so fanden wir uns entsprechend gebügelt in unserem Hotel in besagtem Stadtteil ein. Und ich bringe es einfach nicht fertig, schlechte Bewertungen bei Booking.com zu hinterlassen, wenn die Leute freundlich sind, auf Wunsch sofort das Bett doch noch frisch beziehen, die altgediente Tagesdecke liebevoll zu einer Art Tortellini falten, die sicher auch noch das Klo geputzt hätten, hätten wir einen entsprechenden Wunsch geäußert, aber ganz unter uns: Hotel „Woodland“…nicht hingehen!!! Unter gar keinen Umständen!




Diesem Umstand war dann auch geschuldet, dass wir nicht, wie ursprünglich geplant, erstmal ein bisschen Schlaf nachholen wollten, sondern statt dessen lieber umgehend die Stadt erkunden gingen. Und so haben wir in den knapp zwei Tagen in Delhi wirklich eine ganze Menge gesehen, sämtliche Inlandsreisen mit Zug, Taxi oder Flieger gebucht, ebenso alle Hotels bis auf das in Goa, eine indische Sim-Karte organisiert und, ja und uns eben auch irgendwo was Fieses eingefangen. Und das, wie gesagt nach nur zwei Tagen, aber wir hatten ja auch nicht viel Zeit in Delhi.



Paharganj bei Nacht
Teil vom Roten Fort, das man sowieso nie ganz draufkriegt
Grab von Mahatma Gandhi
Delhi Blütentraum
Allgegenwärtig: Delhi ist schon wahnsinnig dreckig

So waren wir dann also wieder unterwegs. Und waren wir in Delhi auch noch so derangiert angekommen, war das nichts gegen unseren Einzug in Rishikesh. Unser Fahrer war, nachdem sein anfänglicher Zorn über unsere Ignoranz seinen zugegebenermaßen guten Ratschlägen gegenüber verraucht war, zunehmend mitfühlend und vielleicht sogar ein bisschen besorgt. Jedenfalls erklärte er uns, als wir endlich angekommen waren, dass er sich um die Rucksäcke, ebenso wie um den Check-In kümmern würde, wir sollten doch bitte einfach nur auf unsere Zimmer gehen. Und diesmal waren wir dann auch gerne bereit, auf ihn zu hören, sind zur Strafe für den Rest des Tages auf den Zimmern geblieben und ohne Abendbrot ins Bett gegangen.


Eines der wenigen Fotos von der Fahrt, nun ja.

Am nächsten Tag ging es dann aber wieder so einigermaßen, und so haben wir ein paar sehr dosierte Ausflüge in die Stadt und die Umgebung unternommen. Nach der Luft in Delhi (Elsen: “Man will sie gar nicht einatmen, aber es gibt ja keine andere.“) war Rishikesh eine einzige Wohltat. Auch die Gegend ist ganz schön, schon bergig, und der Ganges, der frisch und nichts Böses ahnend aus dem Himalaya geflossen kommt, sieht dort noch aus, wie ein heiliger Fluss aussehen sollte. Rishikesh selber wird seinem Beinamen „Yoga – Las Vegas“ unserer Meinung nach vollkommen gerecht, und so hat es uns dort schon gut gefallen, war aber in erster Linie interessant. Und da wir ohnehin nicht vorhatten, an einer der unzähligen Yoga classes, Indian cooking classes, Indian music classes usw teilzunehmen, haben uns die beiden Tage dort gereicht, auch wenn wir uns in einem Tempo bewegt haben, wie seinerzeit Beuys, als er mit Eisenschuhen an den Füßen einem toten Hasen Bilder erklärt hat.



Rishikesh


Rafting auf dem Ganges - ein bisschen Verschnitt ist ja immer...


Ghat in Haridwar

Also ging es, da es keine direkte Zugverbindung gibt, mit dem Auto (und einem kleinen Abstecher nach Haridwar) zurück nach Delhi und von dort in den Nachtzug nach Amritsar. In dem wir uns gerade befinden. Und ich habe schon ein paar indische Züge gesehen, aber der hier…mein lieber Mann! Der Blogger ist hier klar im Vorteil, kann man doch die Zeit, in der man den Gedanken an Schlaf ohnehin getrost vergessen kann, immerhin noch sinnvoll nutzen. Jetzt muss nur noch das WLAN im Hotel in Amritsar funktionieren, dann kriege ich den Post hier auch raus. Bis dahin erstmal gute Nacht!