Dienstag, 4. Oktober 2016

Grenzerfahrungen oder von Reise zu Urlaub

Nach der in einem Rutsch durchfahrenen Türkei war dann in Sofia erstmal ein Tag Pause. Und wie nötig der war wurde mir spätestens in dem Moment klar, als nach gerade mal einem halben Tag Sightseeing die aus den Ferien gerissene Beinmuskulatur richtig sauer wurde. Sofia ist übrigens gar nicht übel, war zwar nicht meine erste Wahl für einen freien Tag, aber man kann da schon ein paar schöne Stunden verbringen. 


Alexander-Newskij Kathedrale, Sofia

Freundliche Knabberei-Fachverkäuferin
Und nachdem dann auch Kolja in der Nacht wieder gelandet war, nahmen wir am nächsten Morgen den letzten Abschnitt unserer Reise in Angriff. Wobei wir uns bei aller Wiedersehensfreude erst wieder ein  bisschen eingrooven mussten. Kolja hat sich erstmal nach Strich und Faden verfahren, obwohl er sonst sehr sicher navigiert, und ich habe beim Vertanken der letzten bulgarischen Leva das Portemonnaie auf dem Rücklicht liegen lassen, obwohl ich sonst sehr schön auf meine Sachen aufpasse. Naja, war nichts wirklich wichtiges drin, und das Foto auf dem Führerschein habe ich ohnehin nie leiden können. Reisepässe, Fahrzeugpapiere, Versicherungskarte und Bargeld waren zum Glück allesamt im Bauchgurt, den wir jetzt hüten wie die Iraner ihre Urananreicherungsanlagen.



Sonst haben wir aber ziemlich gut funktioniert...

Und so begannen unsere Grenzerfahrungen. Seit es Jugoslawien nicht mehr gibt, wimmelt es hier in der Gegend ja geradezu vor Ländern, und so reihten wir uns geduldig, bisweilen mehrmals täglich in die Autoschlangen vor den jeweiligen Landesgrenzen ein. Und wenn wir bei Armenien und Georgien noch über einzelne Posts nachgedacht haben, stellt sich diese Frage ganz sicher nicht nach Bulgarien (das war ja auch schon dran), Mazedonien (3 Stunden Aufenthalt - Rekord!!), Kosovo (wo wir in der wirklich sehenswerten Stadt Prizren übernachtet haben, den Rest des Landes könne man aber komplett vergessen, wie uns ein Prizrener versicherte. Na, die Fahrt durch die Berge war schon sehr schön), Albanien (was gerade einen Riesenreiseboom erlebt, hat es auch verdient, finden wir), Montenegro (das Land mit den langsamsten Autofahrern der Welt, und ja, das ist uns als Fahrer einer lendenlahmen Ente aufgestoßen), Bosnien-Herzegowina (was wir eigentlich nicht mitzählen wollten, weil wir nur durch diese Korridorgrenze in Kroatien gefahren sind, aber weil wir da so lange warten mussten tun wir es jetzt doch) und Kroatien, wo wir gerade sind. Und allerspätestens hier, wo wir uns immer schön an der Adria entlang nord- und damit heimwärts hangeln, ist ganz still und leise aus der Reise ein Urlaub geworden. Nicht, dass es daran etwas auszusetzen gäbe - es ist Anfang Oktober, die Sonne scheint, wir laufen im T-Shirt herum, gehen schwimmen, können Zelten ohne zu frieren, haben mit Split und Trogir noch einmal zwei sehenswerte Städte besichtigt...


Man hat schon lange nichts mehr davon gehört, im Kosovo aber noch sehr präsent - die UCK an jeder Häuserecke

Prizren, Kosovo - recommended!!

Albanische Alpen 
Wasserschlange im Skutarisee, Albanien

Regen in Split...

...aber nicht lange.

Kroatien ist der schönste Campingplatz der Welt!

...und in manchen Momenten während unserer Reise haben wir uns genau auf diesen Urlaub vom Urlaub gefreut. Aber es hat sich auch was Entscheidendes verändert - die Spannung ist raus. Die Landkarte vor uns hat keine weißen Flecken mehr, und wir sind zu sehr im Rückreisemodus um uns noch welche zu suchen. Und dann ist es ja schließlich auch wieder sehr schön, so ein bisschen Stallgeruch in der Nase zu haben und sich besonders auf das Wiedersehen mit denen zu freuen, die man doch manchmal sehr vermisst hat. In diesem Sinne: Ab nach Hause!! Von dort melden wir uns nochmal. 

Und möchten uns an dieser Stelle schon einmal für all die schönen Kommentare von euch hier im Blog, über Mail, Whatsapp, Facebook usw. ganz herzlich bedanken, das hat uns immer sehr gefreut und angespornt!!