Da waren wir dann also auf einmal in Bulgarien, steuerten
den erstbesten Campingplatz an, warfen uns ins Schwarze Meer und hatten
plötzlich Zeit. Manche Strecken unterwegs waren kürzer als gedacht, die Straßen
in Moldawien viel besser als befürchtet, die Ente zwar langsam aber ohne
Aussetzer und so blieben auf einmal noch 5 Tage bis zur Fähre in Burgas.
Aber es war so heiß, dass die Seitenbleche raus mussten. |
Und da
wir keine Lust auf Badeurlaub am Goldstrand hatten, haben wir uns nochmal
aufgemacht ins Landesinnere, denn dort gab es zwei Orte, die zwar nicht
unbedingt zu Bulgariens Hauptsehenswürdigkeiten zählen, die wir aber unbedingt
besuchen wollten. Erstmal sind wir aber, weil es so schön am Weg lag, nach
Madara gefahren, wo in einen Fels gehauen ein uraltes Relief einer Reiters zu
sehen ist, versehen mit einer Inschrift, in der der Name „Bulgarien“ zum ersten
Male erwähnt wird. Der Reiter ist so eine Art bulgarisches Nationalheiligtum
und lässt sich auch auf den meisten Münzen finden.
Was sich dagegen nicht finden ließ, war der Campingplatz am
Ort, obwohl er sowohl auf der Karte, als auch im Internet angegeben war. Schöner
Mist, denn, obwohl es erst früher Nachmittag war, hatten wir bei grob
geschätzten 40 Grad einfach keine Lust mehr. Und der nächste Platz, von dem wir
sicher sein konnten, dass es ihn tatsächlich gibt, lag noch 200 Kilometer
entfernt. Die Rettung nahte dann in Person eines sehr dicken Kochs, der uns in
seinem kleinen Lokal Portionen auftischte, die er garantiert selber auch nicht
geschafft hätte. Aber nachdem wir diese Schlacht geschlagen hatten, erschienen
uns alle weiteren Herausforderungen nichtig, und so machten wir uns dann doch auf den Weg.
Vielleicht an dieser Stelle noch ein kleiner Exkurs zum
Essen: ist ganz lecker hier, viel Gegrilltes, viel Fisch, die Beilagen bestellt
man extra, Hauptgericht und Beilagen kommen nie zur gleichen Zeit (so dass man
sich immer entscheiden muss, ob man lieber beides nacheinander isst, oder
lieber gleichzeitig, dann ist aber eins schon kalt), und die Speisekarten sind
natürlich fast ausschließlich auf Bulgarisch gehalten. Wenn man dann auch mit
der Kellnerin keine gemeinsame Sprache findet, ist Blindverkostung angesagt,
wobei wir zuverlässig jedes Mal an Innereien geraten. Und einmal an
Schweineohren, vor der uns allerdings eine zweite Kellnerin mit
Englischkenntnissen bewahrt hat, die uns, von der ersten Kellnerin ratlos
herbei gewinkt, gefragt hat, ob wir das wirklich bestellen wollten. Naja, als
eingefleischter Vegetarier macht sowas echt keinen Spaß. Und genau deshalb
setze ich damit auf Reisen immer aus.
Und da wir irgendwie nie unser Essen fotografieren, kommt hier ein Foto von einem bulgarischen Lavendelfeld |
Jedenfalls sind wir dann am Ende doch ziemlich flott zu Dougs Motocamp durchgefahren. Das ist einer dieser Orte, an denen jeder, der auf einer längeren Tour ist Halt macht, an dem man nur Overlander trifft, an seinem Fahrzeug schrauben kann (war in unserem Fall nicht nötig), mit Essen, Bier und Reiseinfos gefüttert wird und an dem immer eine ganz besondere Stimmung herrscht, weil fast alle dort entspannt sind, von ihrem Reisemodus herunterkommen wollen, was zu erzählen haben und auf Leute treffen, die das auch hören wollen, kurz, da wollten wir unbedingt hin. Und schön war´s, auch wenn es nicht viel zu erzählen gibt, denn wir haben einfach 2 Tage Urlaub vom Urlaub gemacht. Ach doch, an der Bar lag eine zerlesene Ausgabe eines deutschen Motorrad Magazins herum, und zwar ausgerechnet das Exemplar, für das ich mal einen Artikel geschrieben hatte. Und eine Rezension für ein Buch, das ich nicht gelesen hatte, aber das ist eine andere Geschichte.
Nicht weit vom Motocamp, hoch in den Bergen, lag der zweite
Ort, den wir unbedingt sehen wollten, das UFO von Besludsha. Wer sich für Lost
Places interessiert, hat vielleicht schon mal davon gehört. Ein futuristischer
Protzbau in UFO-Form, in den 80ern mitten ins Gebirge gepflanzt von den Kommunisten unter Schiwkow.
Seit Jahren verfällt
er vor sich hin, und es herrscht ein erbitterter Kampf zwischen jenen, die den
Eingang immer wieder aus Sicherheitsgründen zu schweißen lassen und denen, die
ihn immer wieder aufbrechen, denn im Inneren soll es beeindruckende, wenn auch
bröckelnde Glasmosaike geben. Als wir da waren, war natürlich alles dicht, aber
damit nicht genug. Nachdem wir uns, teilweise nur im 1. Gang den Berg
hinaufgequält hatten, war alles…
Und kaum, dass wir den Berg auf der Südseite hinunter rollten herrschte wieder strahlender Sonnenschein.
Und nun sind wir auf der Fähre, die uns nach Batumi in Georgien
bringt. Mit durchschnittlich 16km/h, das erklärt die 60 Stunden Fahrzeit. Ohne
WLAN. Aber es lässt sich überraschend gut aushalten, was nicht zuletzt an
unserer Kabine liegt, womit ich dann auch zu unserer letzten Bulgarienanekdote
komme. Im Vorfeld hatten wir Kontakt zu der Fährgesellschaft aufgenommen, und
nachdem ein gewisser Drago dort lediglich unsere Namen wissen wollte und welche
Kabine wir gerne hätten und dass wir einfach bar beim Kapitän bezahlen sollten,
hatten wir doch das dumpfe Gefühl, besser vorher mal zum Hafen zu fahren um das
Ganze in trockene Tücher zu bringen. Und tatsächlich trafen wir unseren
Email-Kontakt leibhaftig an, und während wir uns noch unterhielten kam ein
Kollege herein, rief ihm etwas zu, grinste und verschwand. Worauf Drago uns fragte,
was denn mit unserem Auto los wäre? Kurz, es stellte sich heraus, dass er auch
eine Ente fährt, und zwar die einzige in Bulgarien, wie er sagte. Ich mag ja
solche Zufälle und er offensichtlich auch, denn als wir am nächsten Tag unsere
Kabine auf dem Schiff in Augenschein genommen hatten, sind wir sofort zum
Steward gerannt, um ihn darüber aufzuklären, dass wir nur eine simple
2er-Kabine und keinesfalls die Präsidentensuite gebucht hätten. Der aber lachte
nur, don´t worry, dies sei ein gift from the manager. Und fügte, als wir ihn
weiterhin verständnislos anstarrten erklärend hinzu: „You drive the same car.“
So geht das!