Dienstag, 4. Oktober 2016

Grenzerfahrungen oder von Reise zu Urlaub

Nach der in einem Rutsch durchfahrenen Türkei war dann in Sofia erstmal ein Tag Pause. Und wie nötig der war wurde mir spätestens in dem Moment klar, als nach gerade mal einem halben Tag Sightseeing die aus den Ferien gerissene Beinmuskulatur richtig sauer wurde. Sofia ist übrigens gar nicht übel, war zwar nicht meine erste Wahl für einen freien Tag, aber man kann da schon ein paar schöne Stunden verbringen. 


Alexander-Newskij Kathedrale, Sofia

Freundliche Knabberei-Fachverkäuferin
Und nachdem dann auch Kolja in der Nacht wieder gelandet war, nahmen wir am nächsten Morgen den letzten Abschnitt unserer Reise in Angriff. Wobei wir uns bei aller Wiedersehensfreude erst wieder ein  bisschen eingrooven mussten. Kolja hat sich erstmal nach Strich und Faden verfahren, obwohl er sonst sehr sicher navigiert, und ich habe beim Vertanken der letzten bulgarischen Leva das Portemonnaie auf dem Rücklicht liegen lassen, obwohl ich sonst sehr schön auf meine Sachen aufpasse. Naja, war nichts wirklich wichtiges drin, und das Foto auf dem Führerschein habe ich ohnehin nie leiden können. Reisepässe, Fahrzeugpapiere, Versicherungskarte und Bargeld waren zum Glück allesamt im Bauchgurt, den wir jetzt hüten wie die Iraner ihre Urananreicherungsanlagen.



Sonst haben wir aber ziemlich gut funktioniert...

Und so begannen unsere Grenzerfahrungen. Seit es Jugoslawien nicht mehr gibt, wimmelt es hier in der Gegend ja geradezu vor Ländern, und so reihten wir uns geduldig, bisweilen mehrmals täglich in die Autoschlangen vor den jeweiligen Landesgrenzen ein. Und wenn wir bei Armenien und Georgien noch über einzelne Posts nachgedacht haben, stellt sich diese Frage ganz sicher nicht nach Bulgarien (das war ja auch schon dran), Mazedonien (3 Stunden Aufenthalt - Rekord!!), Kosovo (wo wir in der wirklich sehenswerten Stadt Prizren übernachtet haben, den Rest des Landes könne man aber komplett vergessen, wie uns ein Prizrener versicherte. Na, die Fahrt durch die Berge war schon sehr schön), Albanien (was gerade einen Riesenreiseboom erlebt, hat es auch verdient, finden wir), Montenegro (das Land mit den langsamsten Autofahrern der Welt, und ja, das ist uns als Fahrer einer lendenlahmen Ente aufgestoßen), Bosnien-Herzegowina (was wir eigentlich nicht mitzählen wollten, weil wir nur durch diese Korridorgrenze in Kroatien gefahren sind, aber weil wir da so lange warten mussten tun wir es jetzt doch) und Kroatien, wo wir gerade sind. Und allerspätestens hier, wo wir uns immer schön an der Adria entlang nord- und damit heimwärts hangeln, ist ganz still und leise aus der Reise ein Urlaub geworden. Nicht, dass es daran etwas auszusetzen gäbe - es ist Anfang Oktober, die Sonne scheint, wir laufen im T-Shirt herum, gehen schwimmen, können Zelten ohne zu frieren, haben mit Split und Trogir noch einmal zwei sehenswerte Städte besichtigt...


Man hat schon lange nichts mehr davon gehört, im Kosovo aber noch sehr präsent - die UCK an jeder Häuserecke

Prizren, Kosovo - recommended!!

Albanische Alpen 
Wasserschlange im Skutarisee, Albanien

Regen in Split...

...aber nicht lange.

Kroatien ist der schönste Campingplatz der Welt!

...und in manchen Momenten während unserer Reise haben wir uns genau auf diesen Urlaub vom Urlaub gefreut. Aber es hat sich auch was Entscheidendes verändert - die Spannung ist raus. Die Landkarte vor uns hat keine weißen Flecken mehr, und wir sind zu sehr im Rückreisemodus um uns noch welche zu suchen. Und dann ist es ja schließlich auch wieder sehr schön, so ein bisschen Stallgeruch in der Nase zu haben und sich besonders auf das Wiedersehen mit denen zu freuen, die man doch manchmal sehr vermisst hat. In diesem Sinne: Ab nach Hause!! Von dort melden wir uns nochmal. 

Und möchten uns an dieser Stelle schon einmal für all die schönen Kommentare von euch hier im Blog, über Mail, Whatsapp, Facebook usw. ganz herzlich bedanken, das hat uns immer sehr gefreut und angespornt!!

Freitag, 23. September 2016

"Ich hoffe, dass Sie die Türkei in guter Erinnerung behalten..."

...waren die Worte, die mir der Besitzer eines Lebensmittelgeschäfts eines Morgens mit auf den Weg gab. Die vorangegangenen vier Tage Dauer-Unwetter hatten allerdings bis dahin erfolgreich verhindert, auch nur ansatzweise irgendwelche erinnernswerten Eindrücke zu sammeln. Das ganze Geschehen hatte sich bis dahin auf das immer dumpfiger werdende Innenleben einer feuchtkalten Ente, eine gleichermaßen quitschnasse wie unansehnliche Türkei jenseits der Windschutzscheibe (was für ein Jammer, wo die Schwarzmeer-Küste eigentlich so schön ist) und das Hotelzimmer am Ende des Tages reduziert. Ich bin zum Teil nicht mal mehr für das Abendessen vor die Tür gegangen, geschweige denn, um mir irgendetwas anzusehen, und wenn ich so darüber nachdenke, bin ich während meiner gesamten Zeit in der Türkei sicher keine fünf Kilometer zu Fuß gelaufen.

Ausgebremst vom Wetter und in diesem Falle einer sehenswerten Ampel
Kein gutes Foto, zugegeben. Aber da es so schwer war, die kurzen Gelbphasen zu erwischen, wo man noch gleichzeitig fahren und rechts und links freundlich grüßen musste, bin ich doch stolz darauf.
Nun ja, es waren schließlich auch ein paar Kilometer zu fahren, wenngleich ich die Türkei nicht so groß in Erinnerung hatte. Allerdings war ich hier auch noch nie mit einem so langsamen Fahrzeug unterwegs. Und irgendwann war es dann auch mit der Fahrerei vorbei, weil genau das eingetreten war, was ich schon im Geiste die ganze Zeit lang missmutig vor mich hin orakelt hatte: eine Schlammlawine war auf die Straße gerutscht, welche daraufhin erst wieder ausgegraben werden musste, so dass mir nichts weiter übrig blieb, als in den letzten Ort zurück zu fahren, der glücklicherweise ein Hotel hatte, und über Whatsapp bei meinen Lieben schlechte Laune auszudünsten.

Abrutsch
Und dann saß ich also am nächsten Morgen in dem Lebensmittelgeschäft, wo ich eigentlich nur schnell Proviant holen wollte, hatte einen Tee bekommen, war auf einen Stuhl verfrachtet worden und unterhielt mich gemütlich mit dem Besitzer über seine Zeit als Bergmann in Dinslaken, mit dem sehr jungen Imam des Ortes über seine Imamausbildung, irgendwann schneite noch der Tankwart herein, der am Vortag mit seinen Französischkenntnissen den Polizisten beigestanden hatte, die versuchten hatten, mir zu begreiflich zu machen, dass die Fahrt nicht weiter geht...

...und hätte da noch stundenlang sitzen können, denn die Welt war wieder in Ordnung, draußen schien obendrein die Sonne und natürlich werde ich die Türkei in guter Erinnerung behalten.


Durch den Kaukasus

Das haben weder Georgien noch Armenien verdient, wie siamesische Zwillinge zusammengewachsen in einem kümmerlichen Post hinweggebloggt zu werden, zwei wunderschöne Länder, die jedes für sich eine ganze lange Reise wert sind…

...aber ich mach es trotzdem. Auf dem Hinweg hatten wir es eilig, weil wir so schnell wie möglich in den Iran wollten. Und so sind wir durchgefahren, haben uns abends irgendeine Unterkunft am Straßenrand gesucht, morgens schnell was eingekauft und weiter ging´s, kaum, dass wir mal nach rechts oder links geguckt hätten. An der georgischen Grenze hat zum ersten Mal das H-Kennzeichen für Irritationen gesorgt, das sich offenbar nicht in das dafür vorgesehene Feld im Computer eingeben ließ. Bis man es irgendwann eben weggelassen hat, geht ja auch. An der armenischen Grenze hat dann auch alles andere, was im Fahrzeugschein steht für Irritationen gesorgt, weil dort alles Mögliche von Hand irgendwie unter Schmerzen in den PC eingegeben werden muss, was der Beamte aber in dem Dokument nicht findet, weil er es auf Deutsch nicht lesen kann, sich irgendwann durchringt und werweißwas eintippt, einen Stapel Papier ausdruckt, den man unterschreibt, obwohl man nichts davon auf Armenisch lesen kann, und irgendwann, zwei Stunden, mehrere Stromausfälle, eine leere Druckerpatrone und neun Schalter später (ich hab mitgezählt), umgerechnet etwa 50 Euro ärmer und so gut gelaunt wie Uli Hoeneß nach einem Vorrunden-Aus der Bayern in der Championsleague, darf man einreisen. Und da kann dann auch die Landschaft erstmal machen was sie will, bevor man wieder einigermaßen versöhnt ist.

Na komm, Schwamm drüber...!
Wild campen am Fluß
Passt so eben...
Gerade ertappe ich mich dabei, wieder einmal über das Autofahren schreiben zu wollen, aber das macht ja auch einen nicht unerheblichen Teil unserer Reise aus. Also, die Georgier sind bisher die unangefochtenen Spitzenreiter in Überholmanövern, die irgendwo zwischen sportlich und suizidal liegen. Das scheint auch nicht immer zu klappen, was wir aus den zahlreichen Autowracks neben den Straßen schließen. Die Armenier sind da ganz anders, aber rasen kann man auf den Straßen hier auch wirklich nicht. Auf dem Rückweg hatten wir uns mal ein bisschen in den Bergen verfranzt, und bei der Gelegenheit ein paar nette Leute getroffen, von denen einer sagte, er könne bis zu dem Ort zu dem wir wollten vor uns her fahren. Darauf folgte noch eine wortreiche Diskussion, die wir nicht verstanden und in deren Verlauf immer wieder unter unser Auto geguckt wurde. Erst, als wir dann losgefahren waren wurde uns allmählich klar, dass man wohl die Bodenfreiheit diskutiert und am Ende für ausreichend befunden hatte. Und bis auf ein Bremslicht, das den Ausritt leider nicht überstanden hat können wir festhalten, dass die Ente auch voll bepackt noch absolut offroad-tauglich ist.

Auf dem Weg zum Haghpat-Kloster
Angekommen...
Auf dem Rückweg sind wir dann auch nach Yerevan und Tiflis gefahren, und die Städte zeigen deutlich, wie zentralisiert beide Länder sind. Hier spielt sich einfach alles ab, administrativ, kulturell, hier sitzt das ganze Geld, die beiden sind die Perlen, der Rest ist die Auster. Batumi beispielsweise als immerhin zweitgrößte Stadt Georgiens kann man dagegen getrost vergessen. Dafür ist die Landschaft wirklich oft atemberaubend schön, und es gibt sehr viele ähnlich sehenswerte Klöster, wie das von Haghpat. Das vermutlich am schönsten gelegene Kloster in Tatev in Armenien, welches auch noch genau an unserer Route lag, haben wir dann aber aus dem gleichen Grund verpasst, wie das UFO in Bulgarien; es hatte sich so dermaßen in eine dicke Wolke gehüllt, dass wir nicht hinfahren konnten.

Dafür schien in Yerevan die Sonne. Im Hintergrund kann man den Ararat sehen.

A propos Ararat...
Der Ararat ist das Nationalsymbol der Armenier schlechthin; und einfach alles ist nach ihm benannt, seien es Hotels, Bier, Cognac, Busunternehmen, Zigaretten, eine Stadt usw. Seinerzeit war er auch im Staatswappen der Armenischen SSR abgebildet, woraufhin es einmal mehr kräftigen Ärger mit der Türkei gab, die mit dem Hinweis protestierte, dass der Ararat auf türkischem Territorium liege und von daher nicht von einem anderen Land wappentechnisch vereinnahmt werden dürfe. Was wiederum den damaligen sowjetischen Außenminister Gromyko auf den Plan gerufen hat, wie die Türken dann dazu kämen, den Mond in ihrer Flagge zu führen...Nun ja, ein äußerst schwieriges Verhältnis, weswegen wir auch über Georgien fahren mussten, denn es gibt zwischen Armenien und der Türkei keinen Grenzverkehr.

Davon abgesehen ist Georgien auch sehr schön...

...und die georgische Schrift sieht nicht nur klasse aus, man kann sie sich auch ganz gut erschließen.
Von Tiflis aus ist Kolja dann für eine Woche nach Deutschland geflogen um ein paar Dinge zu regeln, in Sofia treffen wir uns wieder für die letzte Etappe und ich fahre das Stück durch die Türkei alleine. Leider hat sich mit ihm auch das gute Wetter verabschiedet, und als hätte ich mich nicht schon über Nieselregen beschwert, jagt hier ein Wolkenbruch den nächsten. Gestern hat mir jemand an der Tankstelle von eingestürzten Brücken und weggerissenen Autos erzählt, und das, wo ich doch konsequent Campingurlaub an der Schwarzmeerküste machen wollte. 

Wenn sich das Unwetter zwischendurch mal ein bisschen weiter draußen austobt, sieht es auch ganz schön aus. Sonst nicht.
Stattdessen bin ich gerade in einem viel zu teuren Hotel gelandet, aus dem ich nie wieder weg möchte, und wenn es nicht meinen Vorstellungen von Reise, Abenteuer und der Freude an der Besinnung auf das Notwendige so dermaßen widersprechen würde, würde ich mich jetzt darüber auslassen, wie herrlich frisch gewaschene, weiße, raschelnde Bettwäsche ist, ein Kopfkissen, dass nicht von denen kündet, die allesamt vorher darauf geschlafen haben, Handtücher, ganz für mich alleine, ein Boden, über den man barfuß laufen kann ohne sich einen Haufen Krümel oder womöglich Schlimmeres einzutreten, und als Krönung eine Badewanne (die zu benutzen ich allerdings verlernt zu haben scheine, jedenfalls ist mir erstmal mein Handy rein gefallen).
Naja, muss auch mal sein!

Samstag, 17. September 2016

Und jeden Tag schönes Wetter...

Da mir nichts Besseres einfällt, habe ich mir überlegt, unsere Route durch den Iran schön Stadt für Stadt durch zu gehen. Das ist sehr leserfreundlich, denn wenn euch eine Stadt, zum Beispiel Kashan, überhaupt nicht interessiert, könnt ihr sie einfach überspringen, ohne dabei den Faden zu verlieren. Und obwohl sowohl Kolja als auch ich kaum eine Kamera richtig herum halten können, haben wir wild um uns herum fotografiert, naja, seht selbst...

Tabriz – die Freundliche
Tabriz, unsere erste Station, stellte sich im Nachhinein als Glückstreffer für den Beginn unserer Zeit im Iran dar. Von vielen Touristen, die wir unterwegs getroffen haben, wird sie nicht angesteuert, da sie so hoch im Norden liegt, weit weg von den großen Highlights, die zwar auch über einige Sehenswürdigkeiten verfügt, aber an sich eher unspektakulär ist. Und auch wir wären ja nicht hingefahren, hätte sie nicht genau am Weg gelegen. Aber da Tabriz auf eine, für iranische Verhältnisse, sehr entspannte Weise geschäftig ist, konnten wir hier in Ruhe ankommen, den ersten Schock über den Verkehr in den Städten verdauen, Geld wechseln, eine iranische Sim-Karte besorgen und uns in jeglicher Hinsicht akklimatisieren. Dort sind wir, wie fast überall, von vielen Leuten angesprochen worden, aber dort wollte man nach dem Austausch der üblichen Begrüßungsfloskeln oft auch noch etwas wissen: was wir über den Iran denken, ob er uns gefällt. Nach gerade mal einem Tag Aufenthalt, von dem wir die meiste Zeit auch noch im Auto verbracht hatten, fiel uns die Antwort erstmal nicht ganz leicht, denn: “Ihr habt hier echt so tolle Straßen; ihr solltet mal die in Armenien sehen!“ wäre vermutlich nicht die angemessene Reaktion gewesen. Aber wir konnten ehrlich versichern, dass wir uns willkommen und sehr herzlich aufgenommen fühlen, womit wir offensichtlich den Nagel auf den Kopf getroffen hatten, denn uns wurde von unseren Gesprächspartnern mehrfach versichert, dass die Tabrizer mit Abstand die nettesten Iraner seien, das würden wir in den anderen Städten schon noch merken. Und auch, wenn wir in anderen Städten überraschenderweise doch noch nette Leute angetroffen haben, können wir bestätigen: die Tabrizer sind da schon ganz weit vorne. Womöglich sogar die Besten.


Blaue Moschee, die seit einem Erdbeben vor langer Zeit nicht mehr wirklich blau ist
Blaue Moschee, Reste von Kacheln


Das berühmte Tabrizer Rathaus, großer Kreisverkehr und Unbekannte
Hier sind derzeit sehr viele Kuppeln und Minarette eingerüstet
Wer uns sagen kann, was das für rote Früchte sind, nur zu! Die Erklärungen auf Farsi haben wir nämlich nicht verstanden.
Tabriz ist, wie andere iranische Städte auch, berühmt für seine Teppiche. Aber nirgendwo sonst haben wir sie auf einem Kreisverkehr gesehen.

Zanjan – die Fremde
Nach Zanjan verirren sich, laut Reiseführer, so gut wie gar keine Touristen, wozu es auch, soweit wir das überblicken konnten, wirklich keinen Anlass gibt. Das fanden wir mal ganz interessant, zudem mussten wir einen Ort mit Hotel für einen Zwischenstop finden. Die Atmosphäre war, im Vergleich zu Tabriz, eine gänzlich andere. Man war dort keineswegs unfreundlich, aber wir hatten das Gefühl, wären wir auf einem Elefanten durch die Stadt geritten, hätten wir kaum mehr Aufmerksamkeit erregt. Welche jedoch nicht, wie anderswo, die Fragen „How are you?“ und „Where are you from?“ nach sich zog, sondern eher gegenseitiges Anstoßen, „Tourist, Tourist“ raunen und verdruckstes Kichern. Dort haben wir uns so fremd gefühlt, wie wir ja auch tatsächlich sind, und möglicherweise haben wir deshalb dort kein einziges Foto gemacht.


Auf dem Weg nach Zanjan

Gerade noch durch die hintere Scheibe erwischt: kleines Lehmdorf in den Bergen. Was man da wohl den ganzen Tag lang so macht...?

Kashan – die Beste
Wir sind uns da ganz einig, Kashan ist unsere Stadt und kriegt 5 von 5 Sternen. Warum das so ist, wissen wir selber nicht so genau. Die Moscheen sind sehr schön, kommen aber bei weitem nicht an die von Isfahan heran. Der Basar ist kleiner als der von Tabriz und die Altstadt mit ihren Lehmhäusern, Windtürmen und Eiskellern wäre schlecht beraten, einen Vergleich mit der von Yazd aufzunehmen. Kashan hat einfach von allem etwas, ist obendrein nicht so groß, fast beschaulich, und auch der Verkehr macht einen dort nicht so fertig, dass man, endlich am Hotel angekommen, erstmal eine halbe Stunde in eine Tüte atmen muss. Außer abends, aber das waren wir selber schuld. Ein netter junger Mann hatte zuvor an die Tür unseres Hotelzimmers geklopft, hatte irgendwie über Instagram, wo Fotos von der Ente kursieren herausgekriegt, wo wir wohnten, und uns in ein Café eingeladen, weil er und seine Freunde etwas über unsere Reise hören wollten. Was dann ein sehr netter Abend wurde, auch wenn wir an dem Rosenwassercocktail ein bisschen zu schlucken hatten.


Im Basar von Kashan

Agha Bozorg Moschee

Lehmmauer und Schatten

Die Lehmmauer von der anderen Seite


Windturm - hier wird jeder Lufthauch eingefangen und irgendwie un das Gebäude geleitet
Eiskeller - das Loch darunter ist 5 Meter tief und das Eis, das man früher im Winter aus den Bergen holte, hielt sich bis in den Sommer

 Der linke Türklopfer ist für Männer, der rechte für Frauen, so dass die Damen des Hauses am unterschiedlichen Klang erkennen können, ob das Kopftuch im Schrank bleiben kann

Isfahan – die Schöne
An Isfahan hatten wir unsere Erwartungen ordentlich hochgeschraubt, und die wurden nicht enttäuscht. Auf dem Platz des Imam bleibt einem schlicht die Spucke weg, und die Große Moschee ist möglicherweise das schönste Gebäude, das ich in meinem Leben gesehen habe. Da sind wir dann fototechnisch leider an unsere Grenzen gestoßen, das ist alles noch viel, viel schöner. Eigentlich bräuchte man 4 Tage mindestens, um alles halbwegs in Ruhe ansehen zu können, und wir haben uns, so gut das ging am Riemen gerissen, aber bei der Fülle an Sehenswürdigkeiten bleibt da zwangsläufig was liegen. Eine großartige Stadt, und die Isfahaner wissen das auch. Hier tritt man sehr selbstbewusst auf, und merkwürdigerweise sind wir, ausgerechnet hier, wo wirklich einige Touristen aus dem Westen unterwegs sind, so häufig angesprochen und um Fotos gebeten worden, wie sonst nirgends. Und auch hier hat man uns über die sozialen Netzwerke ausfindig gemacht. In diesem Falle war es der Besitzer eines Guesthouse in Toudeshk, einer kleinen Wüstenstadt, der, kaum dass wir unser Hotelzimmer in Beschlag genommen hatten anrief, um uns sozusagen zu sich einzuladen.

Lotfollah Moschee, seinerzeit Privatmoschee für die königliche Familie

Knetmaschinen für Nougat

Am ausgetrockneten Zayandeh Rud

Khaju- Brücke
Einige Bögen der 33-Bogen-Brücke

Eingang zur Blauen Moschee, die im Gegensatz zu der von Tabriz wirklich blau ist




Halbe Kuppel der Blauen Moschee. Die Trompen rechts und links lassen einen quadratischen Grundriss beinahe unmerklich in eine runde Kuppel übergehen
Meydan-e Imam Platz vom königlichen Palast aus gesehen

Toudeshk – die Verschlafene
Naja, einladen ist relativ, ich denke, wir haben am Ende den ganz normalen Preis bezahlt. Im Übrigen sind hier in den letzten Jahren die Hotelpreise ganz offensichtlich explodiert, jedenfalls liegen sie weit über denen, die im Reiseführer angegeben sind. Und da die dort meistens in US Dollar angegeben sind, muss mir hier auch keiner was von Inflation erzählen. Die allerdings zugegebenermaßen extrem ist, wir sind derzeit Rial-Multimillionäre.  Aber um auf die „Einladung“ zurück zu kommen, der Witz daran war, dass wir genau dieses Guesthouse während unserer Vorabrecherche bei Horizons Unlimited und im Lonely Planet gefunden und beschlossen hatten, uns dort zwischen den Highlights Isfahan und Yazd ein bisschen zu erholen. Und das haben wir dann auch.


Keine Sandwüste, wie man sich das so vorstellt...
Traditional Guesthouse in Kashan (das in Toudeshk sah so ähnlich aus, haben wir vergessen zu fotografieren)

Samowargroßer Luftfilter


Yazd – die Zauberhafte
Nach Yazd fährt man in aller Regel nicht, wegen einzelner Sehenswürdigkeiten, auch wenn es davon hier eine ganze Reihe gibt, und die sind auch nicht von schlechten Eltern.
Nach Yazd fährt man wegen seiner Altstadt, auf 3 Quadratkilometern nur alte Lehmhäuser mit Windtürmen, engen Gassen und ab und zu einer türkisfarbenen Kuppel dazwischen. Das Navi hat uns leider den kürzesten Weg zum Hotel gewiesen, welches inmitten der Altstadt lag, ohne Rücksicht auf Verluste oder Gegenverkehr, durch unvorstellbar enge Gassen. Das haben wir hier nochmal nachgestellt, allerdings in einer Light-Version, denn in das Labyrinth vom Hinweg haben wir uns nicht mehr reingetraut.


In Yazd, welches auch noch zwischen zwei Wüsten (Dascht-e Kavir und Dascht-e Lut) eingeklemmt ist, fühlt man sich viel orientalischer als in den anderen Städten, die wir bisher besucht haben. Wirklich ein ganz besonderer Ort. Für uns auch insofern, als er nach fast 7000 Kilometern den Wendepunkt unserer Reise markiert.

Das ist ein Naql, wird bei Prozessionen getragen und muss entsetzlich schwer sein
Fünf Windtürme auf einen Streich. In Yazd wird es bisweilen ausgesprochen heiß....

Eine so schöne Bank hätten wir auch gerne zu Hause. Leider nutzt uns das hier gar nichts. Der Iran ist sanktionstechnisch so isoliert, dass keine Kredit- oder sonstige Geldkarte hier funktioniert. Mit anderen Worten, wir schleppen die ganze Zeit die ganze Kohle in bar mit uns herum. Aber nicht weiter sagen....

Links seht ihr vier Polizisten (und einen Unbeteiligten), die auf kleinen Mopeds ihren Dienst versehen. Im Iran sind Motorräder über 250 ccm offiziell verboten, da sonst die Hand des Gesetzes im Falle einer Verfolgung alt aussieht. Für Touristen macht man aber Ausnahmen...

Gasse in Yazd

Abends erwachen alle Städte erst richtig zum Leben

Die Weber von Yazd sind ein Muster an Geduld und schaffen am Tag gerade mal 25 cm.

Lehm...

...Lehm...

...überall Lehm. Uns hat das extrem gut gefallen!!!

Iranisches Bier:kein Alkohol, dafür aber Pfirsichgeschmack. Nun ja....

Faloudeh, das vermutlich älteste Spaghettieis der Welt: gefrorene Glasnudeln übergossen mit  Limettensaft und Rosenwasser. Und irgendwas mit Phosphor, aber ich hab trotzdem nicht im Dunklen geleuchtet...


Natanz – die Grüne
Landschaftlich sehr schön am Fuße eines 4000ers gelegen, dessen Name mir gerade nicht einfällt, döst friedlich das Städtchen Natanz vor sich hin. Mittwochs, wenn hier Markttag ist (in der Gegend werden neben Obst die Krokusse für Safran gezogen), soll es hier äußerst betriebsam zugehen. Wir waren an einem Sonntag hier. Was sofort auffällt, sind die vielen Bäume und Blumen, die die Straßen säumen. Außerdem die vielen Fahrschüler, da Natanz, wie wir vermuten, zu den wenigen Städten im Iran gehört, in denen man ohne Gefahr für Leib & Leben seinen Führerschein machen kann (außer mittwochs). Es gibt auch ein paar Sehenswürdigkeiten, eine kleine aber feine Freitagsmoschee, eine Grabkammer, die wir nicht gefunden haben und die landesweit wichtigste Anreicherungsanlage für Uran, die wir aus Versehen gefunden haben obwohl wir gar nicht wollten, denn wenn man sich dort beim Fotografieren erwischen lässt, soll der Ärger, den man daraufhin kriegt Ausmaße einer biblischen Katastrophe annehmen.

Kreisverkehr, Blumen...


Freitagsmoschee in Natanz - ziemlich unspektakulär, aber das Spektakuläre darf man ja nicht fotografieren...

Was wir in Natanz noch gelernt haben, ist, den Reiseführer richtig zu lesen. Steht da also unter Hotel „einfach, aber sauber“ heißt das, dass man beim Ambiente ein paar kräftige Abstriche machen muss; es hat vielleicht kein Fenster, die Möbel sind alt, vielleicht hängen die Installationen ein bisschen aus der Wand usw, aber jemand kümmert sich darum, hält es, so gut es geht in Schuss, und angesichts des sehr günstigen Preises kann man sich nicht beklagen. Wenn da aber nur „einfaches Hotel“ steht, ist dann doch Vorsicht geboten, zumindest sollte man nicht, wie ich den Fehler machen, das Zimmer ohne Brille in Augenschein zu nehmen. Und ruhig im Vorfeld mal einen Blick unter die Bettdecke riskieren, denn der Moment kommt ja unweigerlich.

Zeit für die Spezialausrüstung. Die Schlafsackinlets sind zwar mittlerweile auch nicht mehr taufrisch, aber beim eigenen Dreck drückt man ja eher mal ein Auge zu...

Teheran – die Gewaltige

Nach Teheran wollten wir eigentlich nicht unbedingt, und wenn überhaupt, dann keinesfalls mit dem eigenen Auto, denn der Teheraner Verkehr ist legendär und beansprucht in unseren beiden Reiseführern je ein eigenes Kapitel (der eine warnt davor, der andere schlägt vor, zur Hauptverkehrszeit eine Strecke mitten durchs Zentrum zu wählen und dem Taxifahrer zu sagen, man sei in Eile). Dann bekamen wir aber eine Einladung vom Vorsitzenden des Iranischen Citroen-Clubs, der uns im Vorfeld immer wieder seine Hilfe zugesichert hatte, falls mal was mit dem Auto sei… Kurz, das wollten wir dann nicht ausschlagen, und da sich sein Büro natürlich fast mitten im Zentrum Teherans befand (ins Zentrum vom Zentrum dürfen eh nur noch Taxis und Fahrzeuge mit Sondergenehmigung), haben wir die Zähne zusammen gebissen und uns von dem 15 Millionen-Moloch verschlucken lassen. Der uns auch, ohne eine Schramme wieder ausgespuckt hat (die Schramme in den vorderen Kotflügel habe ich in Toudeshk und gänzlich unbedrängt rein gefahren). Jedenfalls waren wir von Teheran schwer beeindruckt, es ist nicht wirklich schön dort, allein durch die Massen von Menschen und die unvorstellbare Betriebsamkeit, die dort herrscht, haben wir dort mit offenem Mund vor uns hin gestaunt. Der Lonely Planet bringt es ganz gut auf den Punkt: Tehran is indisputably its big, ugly, chaotic and dynamic beating heart.


Azadi-Tower, das Wahrzeichen Teherans. Den hatten wir uns wesentlich größer vorgestellt.

Der Golestan-Palast ist Teherans Hauptsehenswürdigkeit, den die Stadt fast erdrückt. Im Hintergrund das Gebäude der Steuerbehörde.
Das Motiv in der Mitte ist der nachträglichen Zensur zum Opfer gefallen.

So ging das wirklich in einer Tour.

Nicht clever, während der Rush-hour in Teheran.
Wasserverkäufer auf der Autobahn
Und schon sind wir wieder in Armenien. Der Abschied vom Iran ist uns nicht ganz leicht gefallen, auch wenn wir die armenische Ruhe gerade ganz gut brauchen können. Und werden noch eine Weile damit beschäftigt sein, all die Eindrücke zu verdauen...Bis dahin!